7. Folge

Liao Yiwu / Jürgen Brodwolf
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Gefängnis-Flucht

Prosa mit vierunzwanzig Rötelritzzeichnungen. Vierfarbdruck, Fadenheftung, gebunden in geprägtes Leinen, bedrucktes Vorsatzpapier. Großformat 30,5 x 26,4 cm. Zweisprachige Erstausgabe chinesisch / deutsch.

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Der Friedenspreisträger Liao Yiwu zeigt im dritten Band seiner Gefängnistrilogie einen möglichen Ausweg aus einer menschenverachtenden Diktatur. Zu diesem erstmals veröffentlichten Buch hat der nunmehr 92jährige Jürgen Brodwolf subtile Rötel-Ritzzeichnungen geschaffen, die Gefängnis, Folter, Einsamkeit, aber auch Hoffnung und Liebe überzeugend imaginieren. Ins Deutsche übertragen wurde der Text von Fang Yu.
 

Im ersten Teil erzählt Liao Yiwu in Form eines Gespräches vom Ausbruch eines Gefangenen aus einer chinesischen Haftanstalt und einer abenteuerlichen Flucht nach Hongkong. Dabei gewinnt der Augenzeugenbericht dank seiner anschaulichen Darstellung zusehends an Dramatik; man glaubt, den Flüchtenden unmittelbar zu begleiten. 


Das Gedicht Das zweite Massaker, das sich anschließt, thematisiert die demokratischen Proteste in Hongkong 2019 gegen die Regierung und ihre Unterdrückung durch Polizeigewalt - dreißig Jahre nach der blutigen Niederschlagung der Demonstration auf dem Tiananmen-Platz in Peking. 


Lia Yiwu beweist hier, daß er auch Lyriker von Rang ist; in seinem expressiven Text schleudert er dem chinesischen Regime die am eigenen Leibe gemachte Erfahrung von Unterdrückung, Folter und Gefängnis ins Gesicht, voller Hoffnung und Wut.
 

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Normalausgabe

400 Exemplare, von Liao Yiwu und Jürgen Brodwolf auf dem eingebundenen Beiblatt signiert 

44,00 Euro

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Vorzugsausgabe

Hiervon wird es verschiedene Varianten geben, die von Originalradierungen bzw. einer Originalzeichnung begleitet werden. Näheres dazu in Kürze. 


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Leseprobe:

Um vier Uhr morgens, nachdem sie sich umarmt, geflüstert und gegenseitig angefeuert hatten, folgten sie mir schließlich die Straße hinunter. Am Anfang war es stockdunkel, sobald wir uns dann dem Posten näherten, blendete uns das grelle Licht. Als die Patrouille weg war, stürzten wir uns aus der Dunkelheit auf die Straße. Die festen Posten reagierten nicht und die Wache war noch nicht weit weg, während wir die Straße und den Strand überquerten. 
Wir standen bereits im Wasser, als die Schäferhunde plötzlich bellten, und sobald sie von der Leine gelassen wurden, schossen zwei Hunde wie Kugeln auf uns zu. Die Sirene ertönte und die Suchscheinwerfer des Militärwagens wurden auf uns gerichtet.
Ich rief: »Los, los, los!« Aber sie waren wie erstarrt. Ich konnte nicht mehr auf sie warten und stürzte mich ins Meer. Gott hatte Mitleid mit mir, das Meer war gerade noch ruhig, doch unvermittelt schlug eine hohe Welle, mindestens zehn Meter hoch, daraus hervor. Da hinein tauchte ich, kam wieder heraus, tauchte wieder hinein, und so weiter, ein Dutzend Mal. Ich hörte Schüsse in den Wellen – piff, paff – und wußte nicht, ob sie auf mich oder auf das Pärchen abgefeuert worden waren. Auf jeden Fall werde ich die beiden, tot oder lebendig, so wie die zwei Brüder davor, nie wieder sehen … Ihre Adressen habe ich mir gemerkt, ich habe auch später versucht, sie zu kontaktieren, aber ich hörte kein Wort mehr von ihnen.

 

 

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